Wow… ein halbes Jahr habe ich nichts mehr hier veröffentlicht. Das ist eine lange Zeit und es ist auch Einiges passiert. Aber vielleicht hatte ich gerade deshalb nicht viel Muse, weil eben viel zu tun war.
Auch hatte ich viele schöne Dates. Meine Besucher*innen lassen sich gern inspirieren von den Storys, die ich hier teile.
Aber, um zunächst mal anzuschließen an den letzten Eintrag: vom Museum der bildenden Künste kam nach einiger Zeit eine Antwort. Diese kann man zusammenfassen mit Abwiegelei und Nichtübernehmen von Verantwortung. Der Arbeitskreis hat die Antwort veröffentlicht, mit der Anmerkung, damit nicht zufrieden zu sein, aber sonst nicht weiter reagiert. Ich denke auch, dass es nichts gebracht hätte, von dort mehr Einsicht zu fordern. Die Menschen, welche das Thema verfolgt haben, werden sich ihre Meinung dazu bilden und ihr Bild zum Museum eventuell anpassen.
Mitte August war dann endlich der zweite Hurenkongress mit der ersten, vom BesD organisierten Sexworker-Messe „World of Whorecraft“. Zwei Tage nur wir Sexarbeiter*innen unter uns mit tollen, lehrreichen und inspirierenden Workshops und dann der Messetag mit Infoständen, Lesungen, Performances, einem Flohmarkt, Kino und einem Podiumsgespräch mit mir, einer Kollegin und einer Sozialarbeiterin aus Leipzig auf dem Podium. Und es gab eine Puffküche. Letzteres war dazu gedacht, dass alle Menschen, die interessiert waren, mit Sexworkern ins Gespräch kommen konnten. Die Themen waren dabei völlig offen. Es konnte Kaffee, Tee und Saft getrunken und dabei einfach gequatscht werden. Ich habe während des Kongresses und der Messe wie so viele meiner Kolleg*innen mitgeholfen, so dass ich nach den drei Tagen erschöpft, aber glücklich wieder nach Hause fuhr. Es gab einige Berichte in der Presse. Ich hab den Bericht des BesD mit einigen Bildern herausgesucht: https://berufsverband-sexarbeit.de/index.php/2019/11/03/bericht-zu-hurenkongress-und-sexwork-messe-2019-zahlen-und-fakten/
Was ist noch passiert: Ende September war ich bei der DSTIG Tagung in Berlin und habe dort ein sogenanntes Knowledge Café moderiert. Auch hierzu gibt es einen kleinen Rückblick im Netz: https://dstig.de/kongresse/dstig-special-2019.html
Als Nächstes stand im Oktober das Mitgliedertreffen des BufaS an, wohin ich gleich die große Neuigkeit mitnehmen konnte, dass es seit September in Leipzig endlich eine Fachberatungsstelle für Sexarbeiter*innen gibt. Genau: noch in Berlin beim Kongress wurde davon gesprochen, dass die unabhängigen und niedrigschwelligen Beratungsangebote unbedingt ausgebaut werden müssen, bekam der Arbeitskreis Sexarbeit Leipzig Mitte September die Nachricht, dass die Aidshilfe Leipzig als Träger den Zuschlag erhalten hat und das Angebot ab September rückwirkend startet. Eines der großen Ziele des Arbeitskreises konnte also bereits nach 1 1/2 Jahren erreicht werden. Die Fachberatungsstelle ist zwar vom Land Sachsen zunächst als Modellprojekt nur bis Ende 2020 bewilligt und finanziert, aber ich bin mir sicher, dass sie sich etablieren und weiter Mittel erhalten wird. Jedenfalls bin ich glücklich, dass Sachsen nun zwei solche Angebote hat – in Chemnitz hat nämlich auch ein Träger den Zuschlag erhalten.
Als ich vom BufaS-Treffen zurückkam, stand gleich der nächste Termin an. Diesmal eine Demo gegen das Zulassen eines Vortrages an der Uni, den eine Frau hielt, die eine sehr sexworker- und transfeindliche Haltung vertritt. Die Organisatoren der Demo fanden es unverständlich, wie die Universität Leipzig als eine öffentliche Einrichtung es zulassen konnte, dass solches Gedankengut verbreitet wird. Eine Gruppe von 15 Menschen (Sexworker, Sympathisanten und Freunde) standen vor, während und nach dem Vortrag vor dem Gebäude mit Infomaterial zum schwedischen Modell (welches die Referentin propagiert) und hielten Redebeiträge mit Informationen zur Referentin und dem schwedischen Modell. Zwischenzeitlich hatten wir um die 50 Zuhörer*innen. Es gibt einen Bericht dazu hier: https://de.indymedia.org/node/43854
Im November war ich dann mal wieder auf einem Podium. Diesmal in Chemnitz, während der kritischen Einführungstage. Thema war, was uns Sexarbeiter*innen wirklich helfen würde, unsere Arbeitsbedingungen zu verbessern. Natürlich ging das nicht, ohne auch über das ProstSchG und dessen bisherige Auswirkungen zu sprechen. Das Publikum war sehr angenehm und interessiert.
Nun ja und da ist das Jahr auch schon fast wieder rum. Am meisten freue ich mich über die Fachberatungsstelle. Ein besseres Geschenk konnte es in diesem Jahr nicht geben.
Ich bin sehr gespannt , was 2020 bringen wird und freue mich darauf. Ich wünsche an dieser Stelle allen, die hier lesen, schöne Feiertage!
Wir sehen uns hoffentlich im neuen Jahr!