Gestern bekam ich eine Mail mit der Bitte, doch mal wieder etwas in meinem Blog zu schreiben. Vielen Dank an dieser Stelle für die Motivation, denn die hat bei mir in letzter Zeit doch ganz schön gelitten.
Die Corona-Pandemie trifft die Sexarbeitsbranche, wie viele andere, sehr hart. Und so muss auch ich sehen, wie ich damit umgehe. Mir geht es aber glücklicherweise gut. Ich kann auf einige Ressourcen zurückgreifen. Anders sieht es bei vielen Kolleg*innen aus. Gerade die, die aus Ungarn, Rumänien, Bulgarien usw. für einige Wochen oder Monate nach Deutschland kommen, um hier zu arbeiten, standen Mitte März kurz davor, obdachlos zu werden und kein Geld für Lebensmittel mehr zu haben. Da die Grenzen geschlossen wurden, kamen sie auch nicht zurück in ihre Heimatländer…
Diese Gedanken haben mir schon zu schaffen gemacht und ich bin sehr froh, dass es den Nothilfefonds des BesD gibt. Wer dort etwas spenden möchte, kann sich hier informieren. In Leipzig und Umgebung sind außerdem einige Initiativen entstanden und die Fachberatungsstelle „Leila“ hat natürlich auch ihr Möglichstes getan (und tut dies noch). Schade nur, dass solche Initiativen Aufgaben des Staates übernehmen müssen, weil dieser sich nicht um Menschen kümmert, die eben keinen Anspruch auf Grundsicherung oder andere soziale Hilfen haben…
Nun hat man das Gefühl, dass sich ganz langsam wieder Normalität einstellt, viele Maßnahmen sollen ab Juni gelockert werden. Nur – nach Meinung einiger Bundespolitiker – nimmt die Sexarbeit dabei mal wieder einen gesonderten Stellenwert ein. Eine Gleichbehandlung mit nicht medizischen Massagen oder Kosmetikstudios können diese sich nicht vorstellen. Pünktlich zur Forderung nach einem Festhalten an den Schließungen der Bordelle und dem Verbot des Anbietens sexueller Dienstleistungen brachte der BesD kürzlich ein Hygienekonzept für die Sexarbeitsbranche heraus, welches große Beachtung in den Medien fand. Sämtliche Landesregierungen haben dieses Konzept erhalten – hier nachlesen.
Ebenfalls als Reaktion darauf startet der BesD in Kooperation mit bufaS anlässlich des Welthurentages am 2. Juni die Aktion #RotlichtAN – FÜR legales Arbeiten – GEGEN Sexkaufverbot. Neben der Online-Protestaktion in den sozialen Medien wird es deutschlandweit in Beratungsstellen, Bordellen und anderen Institutionen Veranstaltungen und Aktionen geben. Auf der Homepage kann man sich genau informieren. Und natürlich mitmachen.
Also, bitte macht alle mit, macht ein Selfie mit dem Plakat oder einer roten Lampe oder eurer eigenen Botschaft und zeigt Solidarität!
Und bleibt alle schön gesund, damit wir uns bald wiedersehen können!